Coaching für Mütter
2 Frauen, die auf den Strand Schatten werfen - als Bild für zwei Meinungen

Wie macht man das mit den Gefühlen? – fragte meine Tochter…

Letztes Wochenende saß ich mit meiner besten Freundin auf dem Balkon. Wir genossen die Abendstimmung, sprachen über Beziehungen und darüber, wie sich unsere Perspektiven im Laufe der Jahre verändert haben, als meine Tochter nach Hause kam. Sie spürte wohl die entspannte Atmosphäre und entschied sich spontan, sich zu uns zu setzen. Aus dem vertrauten Dialog zwischen zwei Freundinnen wurde ein tiefgehender Austausch zu dritt. Meine Tochter begann, über ihre Erfahrungen zu sprechen: über ihren Liebeskummer, das Ende ihrer letzten Beziehung und wie es jetzt mit ihrem neuen Freund läuft. Es war berührend zu sehen, wie offen und ehrlich sie sich uns gegenüber zeigte und bereit war, diese Themen zu teilen.

Irgendwann stellte sie uns eine Frage, die uns beide überrascht und gleichzeitig tief bewegt hat: „Wie geht ihr eigentlich mit euren Gefühlen um? Mit Wut, Trauer und all diesen intensiven Emotionen? Wie macht ihr das? Und wie geht das?“ In diesem Moment herrschte erst einmal Stille. Es war, als hätten wir unbewusst beide den Atem angehalten. So eine einfache Frage – aber wahrlich nicht leicht zu beantworten. Plötzlich waren wir in einem echten „Deep Talk“ angekommen.

Ja, wie geht man eigentlich selber mit Gefühlen um, wenn man schon so viel erlebt und durchlebt hat? Und noch schwieriger: Was rät man seiner Tochter, die gerade erst ihren ersten großen Liebeskummer hinter sich gelassen hat und nun vorsichtig in eine neue Beziehung startet? Meine Freundin und ich schauten uns an, und schließlich begann sie zu sprechen. Sie sagte: „Also, ich weiß nicht, ob es den einen richtigen Weg gibt, aber ich gehe in das Gefühl so lange hinein, bis es irgendwann leichter wird. Ich lasse es einfach zu und vertraue darauf, dass es nach und nach abklingt.“ Ich konnte in den Augen meiner Tochter sehen, wie sie diese Worte aufnahm. Es war eine Antwort, die für sie wohl neu, aber auch nachvollziehbar war.

Ich hingegen habe ihr geraten, mit ihren Gefühlen bewusster und, wenn nötig, kontrollierter umzugehen. „Ja, Gefühle wollen gefühlt werden, Wut und Trauer brauchen ihren Raum – aber du musst ihnen nicht in jedem Moment nachgeben“, sagte ich. „Es ist völlig in Ordnung, den richtigen Moment abzuwarten. Wenn du merkst, dass die Emotionen gerade übermächtig sind und du dich überfordert fühlst, dann verschiebe den Moment des Fühlens. Nimm dir später Zeit dafür und lass die Gefühle dann raus, wenn du dich sicher und bereit fühlst.“ Zuerst schien sie etwas skeptisch und fragte: „Meinst du wirklich, dass das funktioniert?“ Aber je länger wir darüber sprachen, desto mehr schien sie diesen Ansatz zu verstehen und vielleicht sogar anzunehmen.

Wir haben an diesem Abend über verschiedene Ansätze gesprochen, die wir im Laufe der Jahre von unterschiedlichen Lehrern und Autoren gehört haben, von Achtsamkeitsexperten wie Laura Malina Seiler bis hin zu anderen, die das bewusste Zulassen und Loslassen von Gefühlen betonen. Der Kern bleibt aber derselbe: Gefühle zu unterdrücken bringt uns oft nicht weiter. Aber es gibt unterschiedliche Wege, sie zu integrieren – sei es durch das achtsames Erleben oder durch gezielte Momente, die wir bewusst für den Umgang mit unseren Emotionen nutzen.

Am Ende waren wir uns einig: Es gibt kein universelles „richtig“ oder „falsch“ im Umgang mit Emotionen. Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg, der sich manchmal ganz von dem anderer unterscheidet. Wichtig ist, dass die Gefühle erkannt und akzeptiert werden – dass wir sie als Teil von uns selbst annehmen, auch wenn der Zugang zu ihnen manchmal mühsam und herausfordernd ist. Für manche sind Emotionen sofort spürbar und leicht zugänglich, für andere sind sie eher wie eine verschlossene Tür, die erst nach und nach aufgeht.

Mein Rat an meine Tochter – und an alle, die vielleicht mit ähnlichen Fragen ringen – ist, sich nicht unter Druck zu setzen. Geh deinen eigenen Weg, nimm dir die Zeit, die du brauchst, aber bleib dran und lass die Gefühle irgendwann zu. Gefühle wollen gefühlt werden, und sie verdienen unseren Respekt, unsere Achtsamkeit und unseren Mut.

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